Kennst du diesen Moment in dem du aufgefordert bist einen positiven Moment zu benennen und dein Hirn in Schockstarre verfällt? Schwups, sitzt du da wie das Kaninchen vor der Schlange und denkst möglicherweise empört „Hätte sie/ er gefragt, was alles gerade nicht läuft, ich könnte Romane erzählen …!“.
Warum sind wir so gut darin Negatives wahrzunehmen?
Das hängt mit unserer Wahrnehmung zusammen, denn im Alltag verlieren wir positive Erfahrungen einfach oftmals aus dem Blick. Der Grund dafür ist, dass die positiven Aspekte des Lebens, also die alltäglichen Dinge die gut und „rund“ laufen, für uns so normal sind, dass wir ihnen keine Beachtung schenken. Negative Aspekte hingegen sind auffällig. Sie passen nicht in unser „Bild“ von der Welt und wir brauchen daher mehr Zeit bzw. mehr Bewusstsein im Informationsverarbeitungsprozess (Gollwitzer & Bargh, 1996). Somit nehmen wir sie mit mehr Aufmerksamkeit wahr und sie bleiben uns bewusster im Gedächtnis.
Evolutionsbiologisch macht diese Art der Wahrnehmung durchaus Sinn, denn negative Aspekte können auf Gefahren hinweisen. Diese schnell zu erkennen sichert schlussendlich unser Überleben.
Den Blick fürs Positive schärfen
Für unser Wohlbefinden ist es unfassbar wichtig, die tatsächlich vorhandenen positiven Aspekte des Lebens bewusst wahrzunehmen. Denn mit unserer bewussten Wahrnehmung von angenehmen, erfreulichen oder lustvollen Erfahrungen befriedigen wir eines unserer zentralen psychischen Grundbedürfnisse (Grawe, 1998) und sorgen so für unsere Gesundheit und damit auch für unsere Leistungsfähigkeit.
Was für „Leistungsbooster“ positive Erlebnisse sein können hast du sicher schon erlebt. Erinnere dich einfach mal an Momente des „Verliebt seins“ oder an Momente in denen du ein aufrichtiges, wertschätzendes Kompliment bekommen hast. Ist es nicht erstaunlich, was wir in diesen Momenten oder Phasen alles
leisten können, wozu wir dann auch voller Selbstvertrauen in der Lage sind?!
Doch nicht nur die positiven „Mega Highlights“ stärken unser Selbstvertrauen. Denn trainieren wir uns darin auch die augenscheinlich „kleinen“ positiven Momente bewusst wahrzunehmen, steigern wir unsere grundlegende Lebenszufriedenheit messbar.
Möglichkeiten zur Sensibilisierung für positive Momente im Alltag
Eine Möglichkeit uns in unserer Wahrnehmung positiver Erfahrungen im Alltag zu trainieren ist die Technik „5 positive Momente der letzten 60 Minuten“.
Du benötigst:
Papier (DIN A4)
Stift
ca. 10 Minuten Zeit
So geht´s:
Nehme dir einen Augenblick Zeit und überlege:
Was hast du in den vergangenen 60 Minuten gemacht?
Welche positiven Momente hast du erlebt?
Welche positiven Gefühle waren in diesen Momenten da?
Betrachte nun deine rechte Hand und sammle mindestens für jeden Finger deiner Hand einen positiven Aspekt.
Die Übung basiert auf wissenschaftlich gut belegten Theorien der positiven Psychologie und auch wenn eine solche Übung im Alltag eher ungewohnt ist, so zeigt die Erfahrung, dass der Erfolg sich mit dem Training einstellt. Je länger wir üben, desto schneller, bewusster und desto mehr positive Aspekte und Gefühle nehmen wir wahr. Der Sensibilisierungsprozess geht sogar dahin, dass wir bei herausfordernden Situationen auf Positives und Hilfreiches achten können.
Noch ein paar Gedanken für deinen Erfolg:
Es geht nicht um Kreativität - oft sind es dieselben Momente oder ganz ähnliche Momente, die wir im Alltag als angenehm empfinden.
Die Wirkung dieses Experiments ist größer, wenn du deine Erkenntnisse aufschreibst.
Gönne dir jeden Tag 10 Minuten Zeit für dieses Experiment.
Warte nicht auf den perfekten Zeitpunkt, sondern fange einfach jetzt an!
Wenn dir gefallen hat, was du gelesen hast und du möchtest, dass auch andere davon erfahren, freue ich mich sehr, wenn du den Artikel weiterempfiehlst.
Darüber hinaus freue ich mich auch über deine Gedanken und Erfahrungen zum Umgang mit der Strategie der „5 positive Momente der letzten 60 Minuten“, sowie deine Tipps zur Wahrnehmung positiver Momente im Lebensalltag. Lasse dafür gerne einen Beitrag bei Facebook oder Instagram da.
Danke für deine Zeit. Sei mutig und gehe deinen Weg!
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Quellen:
Gollwitzer, P.M. & Bargh, J.A. (1996). The psychology of action. Linking Cognition and Motivation to Behavior. New York: Guilford.
Grawe, K. (1989). Psychologische Therapie. Göttingen: Hogrefe.
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